To quiet the mind
von Steffen Wolf, Komponist
Wenn man über Carmens Hillers´ Kunst schreiben will, sollte man vielleicht damit beginnen, wie ihr Gesamtwerk aufgebaut ist. Mich erinnert es immer an etwas Organisches, sehr Natürliches, Lebendiges. Alles scheint auf geheimnisvolle Art miteinander verbunden zu sein – vielleicht wie Bäume oder Pilze über unsichtbare, sehr weit reichende und dicht verwobene Verbindungswege.
Von der Liebe unter den Künsten
von Dieter Asmus, Maler
„Carmen“, fragte ich die Malerin Carmen Hillers, „Dein Name ist ja vielfach mit der Musik verbunden. Einmal durch das lateinische Wort für Lied, zum anderen mit der unverwüstlichen Oper gleichen Namens: Warum bist Du eigentlich Malerin geworden?“ Gibt sie womöglich den reziproken Gustav Mahler, der ja bekanntlich nicht Maler, sondern Musiker geworden ist? Lösung; Sie hat es gar nicht nötig, da sie mit dem Komponisten und Sänger Steffen Wolf verheiratet ist, und diese Platte, die Sie gerade in Händen halten, ist das erste materielle Zeugnis ihrer jahrelangen, ja, jahrzehntelangen Zusammenarbeit. Wie hat man sich das vorzustellen?
Serie Bianca und Lyric
Pieces
von Thomas Sello, Hamburger Kunsthalle
Es ist vor allem die schwingende Leichtigkeit, die so viele Werke von Carmen Hillers bestimmt, selbst wenn die Farben stark verdichtet aufgetragen sind wie bei den Lyric Pieces. Die Bilder schwingen nicht nur in Formen und Rhythmen der Linien, sondern auch im Farbauftrag. Es sind keine Leinwände, sondern Carmen Hillers malt auf leichtem Stoff, Voile, ein wenig lichtdurchlässig, der als Struktur unter der Farbe sichtbar bleibt: Denn die Farbe, als Eitempera aufgetragen, wird in den Flächen schwingen wie Töne der Musik. Aus der Nähe lässt sich erkennen, dass in dieser Malerei jeder Pinselstrich nicht nur „sitzt“, sondern er schwingt im Rahmen eines zarten Liniengespinstes, das in der Regel nicht auf die Farbe gesetzt ist, sondern durch minutiöse Aussparungen entsteht, bei denen darunter liegende Farbschichten oder das reine Gewebe des Stoffes hervortreten ...
Über den Zyklus Klangformen von Carmen Hillers
von Steffen Wolf, Komponist
Alle Bilder, die zu diesem Zyklus gehören, sind als offfene Werke gedacht – offen zu den anderen KLANGFORMEN und offen dem Betrachter gegenüber, den sie einladen, die Formen und Ornamente über den Bildrand hinaus fortzusetzen. Dies bedeutet zugleich eine aktive Kontaktaufnahme, die zwischen den Bildern mögliche Anknüpfungspunkte und Verbindungen zeigt. Die Formen scheinen sich über die vier Seiten hinaus fortzuentwickeln – auf keinem Bild sind Formen gänzlich eingeschlossen, aufgehoben, begrenzt. Jedes Bild wirkt wie ein Ausschnitt einer bestimmten Klangwelt. Eine der vorausgegangenen Werkgruppen trägt den Titel WAHLVERWANDTSCHAFTEN. Dieser Begriff setzt Kräfte voraus, die getrennte und durchaus gegensätzliche Elemente zueinander in Beziehung setzen. Das kann Anziehung oder Abstoßung bedeuten. Und diese Kräfte sind deutlich auch bei den Bildern dieses Zyklus‘ wirksam.
Carmen Hillers - Ein
Porträt
von Dr. Barbara Aust-Wegemund, Kunsthistorikerin
Carmen Hillers besitzt die Fähigkeit, den sehr reflektierten Prozess ihrer Malerei in gleichsam organisch gewachsene, ausbalancierte Kompositionen zu verwandeln. Das Wagnis, das sie dabei eingeht, scheint stetig zuzunehmen. Immer großflächiger werden die aneinander gefügten Flächen. Immer zurückgenommener und gezielter wird der Einsatz der Farben. Ganz subtil funktioniert der Einsatz von Durchbrechungen bzw. Öffnungen der Bildoberfläche durch den zart schimmernden Voile-Stoff. Das Weniger ist ein Mehr an Bewusstheit über die eingesetzten Mittel, ist hinzu gewonnene Tiefe und Hintergründigkeit.
© VG-Bildkunst, Bonn 2023